Dalibor Galić

Über das Metaverse

Der heutige Blog scheint auf den ersten Blick eher technischer Natur zu sein. Der erste Schein trügt jedoch etwas. Wenn man etwas genauer hinsieht, dringt dieses Thema sehr tief in unsere zwischenmenschlichen Bereiche und Beziehungen ein, wenn nicht sogar in unsere Gesellschaft als Ganzes. Etwas Großes kommt auf uns zu. Zwar nicht heute oder morgen, aber doch Stück für Stück in den kommenden Jahren. Etwas, was das Internet und vielleicht auch unser Leben für immer verändern wird. Klingt ziemlich dramatisch, oder? Dabei geht es doch nur um das Metaverse.

Diesen Begriff habe ich selbst erst vor einiger Zeit vernommen. Zufällig bin ich dann diese Woche über die Keynote zur Connect 21 von Facebook gestolpert. Ich nutze zwar selbst Facebook, bin jedoch alles andere als ein Fan von Mark Zuckerberg. Trotzdem hat mich diese Präsentation tief beeindruckt und ich schwanke noch immer zwischen Angst und Faszination. 

Gleichzeitig möchte ich anmerken, dass andere Unternehmen wie Microsoft, Google & Co am gleichen Thema arbeiten. Diese und andere Unternehmen investieren Fantastillionen (= unglaublich hohe Summen) in das Thema Metaverse. Da rollt tatsächlich eine Lawine auf uns zu. 

Mein Blog heute ist aber hauptsächlich von Facebook‘s Präsentation inspiriert. Ups, Facebook stimmt gar nicht mehr. Eigentlich ist es seit neuestem das (Dach-) Unternehmen „Meta“ und Facebook ist nur mehr ein Sub-Unternehmen von Meta. Ähnlich wie es bereits Google vor einigen Jahren mit Alphabet durchgezogen hat.

Metaverse als digitale Parallelwelt und 3D-Version des heutigen Internets

Worum geht es nun im Metaverse? 

Stellt Euch den sehr unwahrscheinlichen Fall vor, dass komplett unerwartet eine Pandemie ausbricht. Sowohl ferne, als auch Reisen zu nahe gelegenen Orten sind nicht möglich. Wir können weder unsere Verwandten oder Freunde sehen, noch uns beruflich persönlich austauschen so wie früher. Kein Problem denken sich manche vielleicht, es gibt ja Video. Funktioniert zwar, aber nur sehr unzureichend. Ich selbst bin seit mehr als 1,5 Jahren im Home Office und habe Video mehr als satt. 

Für mich stellt Metaverse eine Mitte zwischen Video und realem Leben dar. Es ist also eine Art digitaler Parallelwelt zu unserer realen Welt. Eine 3D-Version des heutigen Internets. Man trifft sich in einem virtuellen Raum, vorerst mit Avataren, später wahrscheinlich mit nahezu lebensechten Hologrammen. In diesen virtuellen Welten kann man miteinander sprechen, spielen, philosophieren, diskutieren, arbeiten, entwickeln, lernen, shoppen, tanzen, und was weiß ich noch alles. Man kann auch zwischen den Welten „schweben“, sowohl hier als auch dort etwas kaufen und nutzen. So wie man es eh schon heute bei einigen Plattformen wie z.B. Fortnite machen kann. Damit wird ein unvorstellbar großer kommerzieller Markt befeuert.

Das erinnert mich sehr stark an das Buch „Ready Player One“ von Ernest Cline. Menschen flüchten aus der tristen Realität in eine virtuelle Welt, in der sie sein können was sie wollen. Natürlich nur unter Einwurf kleiner Münzen oder großer Scheine. Das Buch kann ich empfehlen, die entsprechende Verfilmung war auch halbwegs ok.

Was erwarte ich mir persönlich vom Metaverse? Ich denke, dass es für mein Leben eine sehr gute Ergänzung sein kann. Sollte mal wieder eine kleine Pandemie um die Ecke biegen, oder so. Aber Spaß beiseite. Ich habe z.B. meine Ausbildung zum Coach teilweise auch remote gemacht bzw. machen müssen. Drei Tage am Stück alleine von zu Hause dabei zu sein und zu lernen, war unglaublich anstrengend. Das Wissen wurde zwar vermittelt, aber alle sonstigen Faktoren blieben zu großen Teilen auf der Strecke. Überspitzt ausgedrückt: nur sitzen und in ein Kast’l schauen. Ich konnte mich in den Pausen oder auch sonst kaum mit den Peers austauschen. In einer virtuellen Welt kann ich mir das viel interaktiver und lustiger vorstellen. 

In beruflicher Hinsicht kann ich mir das ebenso gut vorstellen. Den Großteil meines Berufslebens habe ich in international aufgestellten Firmen verbracht. Teilweise in großen Konzernen mit weit verteilten Teams. Nichts kann persönliche Teammeetings ersetzen. Diese sollten in gewissen Abständen statt finden. Es ist aber nicht notwendig, sich jede Woche oder jeden Monat in einen Flieger zu setzen. Das kann sehr wohl an einem virtuellen Lagerfeuer gemacht werden.

Das gilt ebenso für Treffen mit Kunden. Ich bevorzuge seit jeher den persönlichen Kontakt. Für kleinere Updates o.ä. muss ich mich aber nicht zwingend drei oder mehr Stunden ins Auto oder in den Zug setzen. Hier kann ich mir ebenso ein virtuelles Treffen sehr gut vorstellen. Z.B. gemeinsam Whiteboarden in einem virtuellen Raum, anstatt „nur“ über Video zu plaudern. Das persönliche Treffen kann aber trotzdem m.E. (noch) nicht ersetzt werden.

Privat gibt es auch ein Riesenpotential. Zum Beispiel besondere Orte virtuell besuchen. In meinem vorigen Blog habe ich den Kraftplatz beschrieben. Anstatt ihn nur in Gedanken zu besuchen, stelle ich es mir wunderbar vor, tatsächlich an meinem Kraftplatz zu stehen. Die damit verbundene Sinneswahrnehmung wäre um ein vielfaches intensiver und schöner. Andererseits möchte ich aber das gemeinsame Bier mit Freunden nicht missen. Und das möchte ich auch nicht mit einem virtuellen Lagerfeuer (oder was auch immer) tauschen. Sofern ich nicht von einer Pandemie dazu gezwungen werde. 

Hier sehe ich aber auch eine große Gefahr dieser neuen Technologie. Nämlich, dass manche Menschen sich in dieser virtuellen Welt verlieren könnten. Ähnlich vielleicht wie bei Drogen und Alkohol. 

Das Metaverse beinhaltet, neben den oben erwähnten Beispielen, aber noch weit viel mehr Dimensionen. Sei es nun Spiele, Sport, Mode, Veranstaltungen, etc. Wie Mark Zuckerberg in der Präsentation angemerkt hat, wissen sie (Meta) selbst noch nicht in welche Galaxien das Metaverse noch dringen wird. Ich glaube auch, dass niemand die gesamte Tragweite heute einschätzen kann. Das kann uns und die nächsten Generationen nur die Geschichte lehren.    

Wer keine Angst vorm Metaverse hat, hat das Thema nicht ausreichend genug verstanden

Wie bei so vielen neuen Technologien, kann man das herbeisehnen oder verteufeln. Das Thema ist aber bereits am Tisch – was liegt das pickt. Durch die Pandemie wurde es wahrscheinlich beschleunigt und wird vielleicht auch leichter durch die Gesellschaft akzeptiert werden. 

Es wird in naher Zukunft auch keine Technologie mehr sein, sondern es wird einfach da sein. Genauso wie Internet und iPad für unsere Kinder (bzw. die junge Generation) einfach da ist. Wenn etwas schon immer da war, wird es nicht als Technologie gesehen und i.d.R. nicht mehr in Frage gestellt. Höchstens weiter entwickelt, wie z.B. das Automobil (© Richard David Precht).

Ich habe vor längerer Zeit mal gehört oder gelesen: „Wer keine Angst vor Quantencomputing hat, hat das Thema nicht ausreichend genug verstanden“. Leider erinnere ich mich nicht mehr an die Quelle. Ich denke, dass das Metaverse in einer ähnlichen Liga spielt und das Quantencomputing in diesem Zusammenhang wahrscheinlich auch eine große Rolle spielen wird. Da ich beide Themen nur zu einem sehr geringen Grad verstanden habe, habe ich bis dato auch nur ein bisserl Angst davor…

(Photo by Barbara Zandoval on Unsplash)